Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Pflegedienst Sonnenblume, einem unser wichtigen Partner im Ruhrgebiet, baten wir um ein Gespräch mit Kevin Aksoy, dem Geschäftsführer des Essener Pflegedienst. Montag, Punkt 10:00 Uhr, ein Telefoninterview, viermal Läuten, dann geht die Sonne auf:
„Pflegedienst Sonnenblume, Andrea Aksoy“
Andrea Aksoy, die Mutter von Kevin Aksoy und Gründerin des Pflegedienst Sonnenblume, nimmt als Erste den Hörer ab, sie verbindet, nach ein wenig sphärischer Warteschleifenmusik, welche zur Alltagsträumerei einlädt, dann der Geschäftsführer des Pflegedienst in der Leitung, offen, sympathisch, das wird bereits bei der Begrüßung klar.
Hi Kevin, erst einmal Gratulation zum 15-jährigen Firmenjubiläum! Wir bitten um eine kurze Zusammenfassung der letzen 15 Jahre?
Meine Mutter, die unseren Pflegedienst am 01. Juli 2005 gegründet hat, hatte eigentlich mal das Ziel nie mehr als 80 Patienten gleichzeitig zu betreuen. Aus den geplanten 80 Patienten sind heute rund 300 geworden, die durch 42 aktive Pfleger betreut werden. Wir sind stetig gewachsen. Ich bin seit 12 Jahren im Haus. Als ambulanter Pflegedienst kümmern wir uns um Menschen, die im häuslichen Umfeld leben. Wir arbeiten in den Bezirken Essen Katernberg, Essen Stoppenbeck, Essen Schonnebeck und Stadtgrenze Altenessen. Und erbringen Leistungen der Pflegekasse sowie Leistungen der Krankenkasse.
Die von deiner Mutter gesetzte 80-Patienten-Grenze wurde „erfolgreich“ durchbrochen. Wie kam es dazu?
Schwere Frage! Ich denke mal, dass meine Mutter anfänglich nicht damit gerechnet hat, dass unser Pflegedienst mal so groß werden würde. Wenn man stetig wächst, so die Erkenntnis, ist es schlussendlich schwer als Pfleger mit Herz zu sagen: Stopp! Wir bieten unsere Hilfe nicht mehr an und lehnen fortlaufend jeden Auftrag ab. Aus unserem ambulanten Pflegedienst haben sich mittlerweile auch zwei Tagespflegeeinrichtungen entwickelt.
Wenn du einen Rückblick der letzten Jahre auf eure Branche wagst. Welche Entwicklungen siehst du hier?
Die Politik spricht in den letzten Jahren vielfach von der Pflege, doch es besteht noch immer großer Handlungsbedarf. Es mangelt beispielsweise weiterhin an Fachkräften.
Eine der größten Herausforderungen unser Branche. Wie meistert ihr die Herausforderung?
Unsere Strategie, ganz einfach: Wir gehen gut mit unseren Mitarbeitern um. Ich würde behaupten, dass 80-85% unser Mitarbeiter schon über fünf Jahre für uns arbeiten. Wir erbringen zusätzliche Leistungen für unsere Mitarbeiter, beispielsweise steuerfreie Bezüge, die wir unseren Mitarbeitern auszahlen. Oder Prämien für die Gesundheitsförderung. Zum Beispiel die Übernahme von Fitnessstudio-Beiträgen. Wir bezahlen außerdem gute Zuschläge. Und wichtig finden wir auch, dass man die Tage oder Abende dazu nutzt, um vielleicht auch mal privat mit dem Team zusammenzusitzen und nicht nur auf dienstlicher Ebene. Oh, Verzeihung, ich muss jetzt gleich mal aufstehen, denn der Briefträger kommt. Ich bin sofort wieder da!
Den Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen - lautes Bellen - wird der Briefträger nicht nur von Kevin Aksoy, sondern auch von einem Hund freudig begrüßt.
So, da bin ich wieder, Verzeihung.
Gar kein Problem. Scheinbar ist auch ein Hund Teil eures Teams?
Ja, genau, „Pride“, eine amerikanische Bulldogge, sechs Jahre alt. Pride begleitet mich immer zur Arbeit, gehört von Anfang an zu unserem festen Inventar, Maskottchen und Sicherheitspersonal in einem. Unser Sicherheitspersonal lässt sich jedoch gern schmieren, beste Freundschaften entstehen hier mit einer Scheibe Mortadella.
Und hält sich „Pride“ beim Briefträger an die aktuell geltenden Abstandsregeln?
Selbstverständlich!
Seit dem 8. Juni dürfen die Tagespflege-Einrichtungen mit entsprechendem Hygienekonzept in den Regelbetrieb zurückkehren. Dabei soll die Anfahrt der Pflegebedürftigen möglichst individuell erfolgen. Wie funktioniert das Arbeiten unter den neuen Umständen?
Das ist schon ein großer Einschnitt. Die Tagespflege haben wir aktuell nur zu 50-60% ausgelastet, das heißt wir konnten leider noch nicht jeden unserer Gäste in die Normalität zurückführen. Außerdem ein weiterer großer Einschnitt: Unser interner Fahrer darf derzeit nur zwei Personen gleichzeitig im Bus befördern. Und, eine weitere Änderung, wird sicher auch nach der Corona-Pandemie so bleiben, dass man sich in den Einrichtungen ausschließlich mit Mund- und Nasenschutz bewegt.
Mit der Corona-Pandemie gehen jedoch nicht nur „Einschnitte“ einher, sondern auch eine neue Wertschätzung für die Pflegeberufe, die dem Berufsstand lange verwehrt blieb. Langfristig?
Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen. Traurig ist, dass erst eine weltweite Pandemie kommen muss, um die systemrelevanten Berufe in den Vordergrund zu rücken. Die Pflegeverbände setzen sich schon lange für andere Sätze und höhere Löhne ein. Wäre gut, wenn sich hier noch mehr bewegt.
Inwiefern unterstützt Wundex euer Unternehmen in der Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen?
Eine adäquate Wundversorgung vor Ort ist natürlich total wichtig für uns. Ihr unterstützt uns, indem ihr Wunddokumentationen erstellt, Arztgespräche übernehmt. Ihr immer mit Rat und Tat zur Seite steht, als externe Firma nochmal über unsere Versorgung drüber schaut.
Zum Abschluss unseres Interviews ein Zitat von dir: "Alt werden ist nix für Feiglinge – doch unsere Arbeit liegt darin Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern!“ Was sind die Momente in deiner Arbeit, die dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern?
Das Altwerden ist auch mit vielen Hindernissen verbunden, daher sehe ich es als unsere Aufgabe an das Bestmögliche für unsere Gäste zu tun. Ein aktueller Fall, der mir zuletzt ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat: Letzte Woche haben wir den Wohnraum eines Tagespflege-Gast zu Hause angepasst, weil sie sich so schlecht fortbewegen konnte. Sie hatte sich einen neuen Massage-Stuhl angeschafft, da blieb kein Platz mehr für die alte Couch, somit entschloss sie sich schweren Herzens von ihr zu trennen. Doch die war so gut in Schuss, außerdem so schön, dass wir uns dazu entschlossen haben ihre Couch-Garnitur in unsere Tagespflege zu integrieren. Das sorgte wiederum für große Freude bei unser Tagespflege-Patientin, die sie so noch immer täglich sieht.
Kevin, vielen Dank für deine Zeit. Mehr Informationen zum Pflegedienst Sonnenblume, die offenbar auch nicht vor ein wenig Fēng Shuǐ Halt machen, um ihre Patienten glücklich zu machen,
erfahrt ihr hier.