Kurz vor Weihnachten entschlossen wir uns dazu, einen gemeinnützigen Verein zu unterstützen. Durch Freunde der Wundex - Die Wundexperten GmbH wurden wir auf die außerordentliche Arbeit der Familienhaus am Universitätsklinikum Münster e.V. aufmerksam. Nach einem Telefonat mit Simon Schlattmann, dem Geschäftsführer des Projekts, indem er leidenschaftlich das Konzept erläuterte, stand für uns fest, wohin unsere Spende (10.000 Euro) dieses Jahr gehen soll.
Gestern Abend trafen wir den liebenswürdigen Schlattmann, der noch im Türrahmen für uns zu Simon wurde, zu einem persönlichen Gespräch vor Ort. Simon, vielen Dank für die Einladung, zunächst möchten wir gern wissen, inwiefern deine persönliche Geschichte mit der der Gründung des Familienhaus Münster verwoben ist.
Simon: Also, ich war selbst vor 32 Jahren Kinderkrebs-Patient im Universitätsklinikum Münster. Wir hatten damals als Familie das große Glück, dass wir das Klinikum direkt vor der Tür hatten. Ein Glück, das nicht allen Familien vergönnt ist. Als ich dann das erste Mal als vorübergehend geheilt, nach Hause entlassen wurde, hatte meine Mutter - ich sag mal mit einem Augenzwinkern: eine spätsozialistische Alt-68erin - das Gefühl, dass sie der Gesellschaft aus Dankbarkeit etwas zurückgeben wollte. Sie setzte sich mit bereits existierenden Elternvereinen in Verbindung. Nach vielen Gesprächen entstand die Idee des Familienhauses. Sie ist bis heute Ehrenvorsitzende des Vereins. Und ich, ihr Sohn, dessen Krankheit den Impuls für die Auseinandersetzung mit der Thematik sorgte, ist heute der Geschäftsführer.
Wie unterstützt Ihr hier erfolgreich Menschen seit Jahrzehnten?
Wir bieten atmosphärischen Ausgleich zum megastressigen und echt belastenden Klinik-Alltag. Wir bieten ein Zuhause auf Zeit. Für Familien, die für die Dauer der Behandlung ihrer Kinder - meistens sind es Kinder (80-85%) - aus ihrem gewohnten, sozialen, familiären Umfeld herausgerissen werden. Und durch ein ganz, ganz großes Glück können wir das sehr Klinik nah machen, da wir ein spendenfinanzierter Verein sind, können wir das zudem auch recht kostengünstig anbieten.
Wie lang sind die Menschen durchschnittlich im Familienhaus Münster?
Simon: Ich würde sagen, dass die Aufenthaltsdauer im Schnitt zweieinhalb Monate beträgt. Wir hatten jedoch auch schon mal jemand, der dreieinhalb Jahre bei uns unterkam.
Und welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Und ist Euer Angebot der kliniknahen Unterbringung von Angehörig*innen kostenlos?
Simon: Zweieinhalb Jahrzehnte war es die Voraussetzung, dass die / der Patient*in im Universitätsklinikum Münster liegt, doch während der Corona-Pandemie haben wir unsere Satzung geändert, unser Angebot gilt jetzt für Patient*innen aller Münsteraner Kliniken. Wir bringen auch gern Freunde der / des Patient*in unter, es muss sich nicht zwangsläufig um Familienmitglieder*innen handeln. Wir wollen unser Angebot möglichst niedrigschwellig halten. Und zu den Kosten für die Unterbringung: Das kommt tatsächlich auf die / den Patient*in an, wenn es sich um eine erwachsene Person handelt, kostet es 36 Euro pro Nacht. Wenn die / der Patient*in ein Kind ist, dann übernimmt die Krankenkasse 30 Euro von der Gesamtsumme (36 Euro). Und wenn selbst die 6 Euro zu viel sind, es ans Existenzminimum geht, dann: so what! - finden wir einen Weg. Seit 1996 konnten wir bereits 17.000 Familien mit ca. 380.000 Übernachtungen unterstützen.
Wir sind uns sicher, dass du im Zuge deiner Arbeit mit vielen emotionalen Lebensgeschichten konfrontiert wirst. Aber gibt es eine Geschichte, die besonders hängen geblieben ist, auch nach Jahren.
Ja, die gibt es! Eine Danksagung von einem jungen Vater, der bei uns lebte, weil sein Sohn im Universitätsklinikum behandelt wurde, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Wir trafen uns oft auf dem Flur, zeigten uns Fotos unserer Söhne, denn auch ich war, so wie er, damals Papa geworden. Es war während der Weihnachtszeit. Sein Sohn überlebte schlussendlich nicht, so kam es zum Auszug des Vaters. Bevor er ging, bedankte er - ein riesiger Typ, über 2 Meter groß - sich mit Tränen in den Augen bei mir, sagte, dass das gemeinsame Weihnachtsfest, das wir an Heiligabend veranstaltet hatten, an dem auch sein Sohn teilnahm, mit zu den schönsten Erinnerungen in dem kurzen, gemeinsamen Leben mit seinem Sohn zählte. Das war groß von ihm, in dieser Situation - und zeigte mir auf, wie wichtig unsere Arbeit hier ist.
Simon, vielen Dank für deine Zeit, so kurz vor Weihnachten. Und natürlich für Eure respektwürdige Arbeit. Es freut uns, dass wir mit unserer Spende einen kleinen Teil dazu beitragen konnten, Euch zu unterstützen.
Wenn auch Ihr, liebe Leser*innen, das Familienhaus Münster unterstützen möchtet, wäre das toll, auch kleine Spenden helfen, es folgen die Spendenkonten-Infos:
Spendenkonten:
Konto 2675 - Sparkasse Münsterland Ost - BLZ 400 501 50
IBAN: DE81 4005 0150 0000 0026 75 - BIC: WELADED1MST
Konto 150 578 00 - Darlehnskasse Münster - BLZ 400 602 65
IBAN: DE75 4006 0265 0015 0578 00 - BIC: GENODEM1DKM